Prüfungsbericht
(aus Sicht eines Prüflings)
Anfang Mai erhielt ich die Einladung zur Vorprüfung am 10.06.2017 in Wirchensee.
Die Wochen vergingen und die Anspannung stieg.
Am Freitag vor dem Tag X hat sich das Thermometer bis auf die 30 Grad Marke vor gekämpft und so manch ein Richter kam da beim Treten der Fährte ins Schwitzen. Die Prognose für den folgenden Tag war viel versprechend, wenn es die Nacht nicht zu viel regnen würde. 5 Liter waren am nächsten Morgen im Messbecher. Besser konnte das Wetter nicht sein.
Prüfungstag:
Da mir eine lange Anreise erspart blieb, versuchte ich den Prüfungsmorgen wie jeden anderen Morgen zu gestalten, damit der Hund meine Anspannung nicht merkt. So richtig gelungen ist mir das aber wohl nicht. Als ich die Augen öffnete war ich schon mitten in der Prüfung und hatte keinen Appetit. Erst einmal die gewohnte Runde mit meinem einjährigen HS-Rüden Butch vom Oelsetal , frische Luft 16 Grad.
Um 08:00Uhr trafen sich Richter, Prüflinge und Interessierte am Waldseehotel Wirchensee. Es wurden die Jagdscheine, Hunde , Ahnentafeln und Chipnummern überprüft. Die Prüfungsleiterin Frau Manuela Franz teilte die sechs Gespanne in zwei Gruppen ein und innerhalb der Gruppen entschied das Losglück über die Startreihenfolge. Nachdem alle Formalitäten auf Richtigkeit überprüft und geklärt waren, verlegten wir gemeinsam in den von der Oberförsterei zu geteilten Bereich. Schnell noch die Endstücken ausgelegt und schon begannen die ersten beiden Teams jeder Gruppe mit der Fährtenarbeit.
Ein Blick auf die Uhr. Fünf nach Neun. Ich war in unserer Gruppe der Zweite, das Warten konnte beginnen .Schnell kam man mit den anderen Hundeführern in Gespräch, aber mit jeder Minute wurde ich unruhiger. Wann wird es soweit sein? Als nach einer Stunde weder Gruppe 1 noch Gruppe 2 zurück waren, nahm unsere Nervosität beträchtlich zu. Zehn Minuten später kam der erste Prüfling zurück und Prüfungsleiterin Manuela Franz kam mich holen. Unsere Bedenken waren unbegründet, beide Teams hatten wenn auch mit leichten Problemen das ausgelegte Endstück erreicht.
Jetzt hieß es für mich Augen zu und dem Hund vertrauen. Mir wurde mitgeteilt, das am Tag zuvor um 13:45Uhr ein Stück Schwarzwild ca. 20m vom Weg beschossen wurde. Fluchtrichtung unbekannt. Wie auch bei den Übungsfährten ließ ich Butch absitzen und ordnete die Leine, dann gab ich das Hörzeichen zum „Suchen“. Nach kurzer Vorsuche, blieb er in den fast kniehohen Blaubeeren an einem Baumstumpf stehen, verwies mir den vermeintlichen Anschuss und zog an. Ich hob die Hand und signalisierte den Prüfern den Anschuss.
Wir kamen zügig voran, bis er wieder an einem Baumstumpf verhoffte und hörbar tief Luft durch die Nase holte. Eins, Zwei große Kreise und dann wieder zu dem Stumpf, nochmal tief Luft geholt und dann links weiter. Somit hatten wir den ersten Haken geschafft. Erleichtert folgte ich ihm und hob hin und wieder die Hand, wenn der Hund kurz stehen blieb und mir einen Verweiser oder ein Wundbett anzeigte. Von der anfänglichen Blaubeere ging es dann auf kargen Kiefernboden weiter, wir kreuzten einen Weg und suchten weiter durch lichtes Stangenholz. Ich musste nichts tun, außer meinem Hund folgen, auch wenn er mal ein kleines Stück neben der Fährte war, korrigierte er sich von selbst, lag dabei immer straff im Riemen.
Die Nase geht hoch und vor uns liegt das Stück. „Schon am Ende“?
Das waren 1000m?
Eine unbeschreibliche Freude über die Arbeit meines Hundes und die Erleichterung die Fährte geschafft zu haben überkamen mich und so gab es gleich ein Stück Blutwurst als Belohnung.
Scheinbar war nicht nur ich von dieser Leistung erfreut, auch die Richter und begleitende Gäste waren gut gelaunt.
Der Richterobmann Mario Hörig überreichte den Bruch, welchen ich sofort an der Halsung meines Hundes befestigte und gratulierte uns zu sage und schreibe 13 Minuten für ca. 1100m. Natürlich gab es auch von den anderen ein Weidmannsheil. Eine kurze Auswertung der Arbeit folgte, in der uns ein fehlerfreies Arbeiten auf der Fährte attestiert wurde. Note 8 bei Vorsuche und Riemenarbeit.
Erleichtert gingen wir zum Auto und fuhren zu den anderen. In ihren Augen konnte ich sehen, dass sie sich fragten, warum ich schon wieder zurück bin.
Anfangs sprachen wir noch davon, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn die Fährte kurz oder zu lang dauert. Grau ist eben alle Theorie, aber was redet man nicht alles am Prüfungstag um sich ein wenig abzulenken. Ich konnte sie beruhigen und so machte sich der dritte Hundeführer der ersten Gruppe auf den Weg.
Etwas später traf dann das zweite Gespann der Gruppe 2 am Sammelplatz ein.
Leider mit einer wenig erfreulichen Nachricht. Beide sind nur 300- 400m vorangekommen.
Schade, da dies schon der zweite Versuch für die Beiden war. Ich hoffe, sie versuchen es trotzdem noch einmal.